Modellbahn heute
Sammeln ist auch heute (2000) noch einer der wichtigsten Aspekte meines Hobbys. Der N-Bahn habe ich den Rücken zugekehrt und sie bis auf einige Brücken und Häuser komplett (online) versteigert bzw. verschenkt. Meine alte Fleischmann-Bahn ist wieder da. Die fehlenden Teile der Wägelchen habe ich nach und nach ergänzt. Die Lokomotiven wurden gereinigt und überholt und im Keller habe ich mit den alten Gleisen und Weichen eine provisorische Probebahn aufgebaut. Vor einiger Zeit habe ich mich in die Fleischmann 91er verliebt und sie kurzerhand gekauft. Seidenweich gleitet sie über die alten Messinggleise und Weichen. Das Gestänge bewegt sich geschmeidig und die kleine Dampflok entwickelt dennoch eine gehörige Portion Zugkraft. Sie verfügt über Profikupplungen und Kurzkupplungskulissen. Auf einmal war der Rest meiner alten Bahn nicht mehr kompatibel. Ich fing daher an, die alten Fleischmann Hakenkupplungen gegen Profikupplungen auszuwechseln. Das funktioniert ganz gut, hat aber den Nachteil, dass die Wagen nach wie vor mit dem alten, großen Kupplungsabstand fahren. Lösung des Problems war ein richtiger Umbau der geeigneten Wagen auf Kurzkupplungskulisse. Hier kommen die Kulissen von Fleischmann oder von Roco zum Einsatz. Etwas Fräsarbeit am Wagenboden ist erforderlich.
Nun konnten auch die Fahreigenschaften meiner alten Fleischmann-Lokomotiven nicht mehr überzeugen. Hatte ich zunächst das Gestottere und das Funken auf die dreckigen (über 50 Jahre alten) Messingschienen zurückgeführt, brachte mich die 91er darauf, dass wohl die alten Lokomotivräder das Problem sein mussten. Die Räder waren tatsächlich stark abgenutzt, d.h., die Nickelschicht war verschlissen und der Zinkdruckguss der Radkörper war unter Einfluss des Gleichstromes (Zink - Messing - Element) immer wieder in eine dreckige nicht leitfähige Schicht verwandelt worden. Kurzerhand habe ich für das motorlose Drehgestell meiner NSB-Nohab Diesellok einen kompletten Satz (6) neuer Edelstahlräder gedreht und montiert. Das Ergebnis war verblüffend. Die Lok fährt nun fast so geschmeidig und langsam wie die 35 Jahr jüngere BR 91. Nun stehen auch die anderen Loks auf dem Umbauprogramm. Ich denke noch darüber nach, wie ich diese Technik auf die Speichenräder der Eloks anwenden kann. Wahrscheinlich werde ich Radreifen drehen müssen, die auf die abgedrehten Speichenkörper aufgezogen werden.
Als nächstes Problem der Modelle aus den 60-er Jahren stellte sich die Spurkranzhöhe
der Räder heraus. Ich hatte etwas Roco-Line Gleismaterial gekauft und das als Probestrecke in meine
Kellerbahn eingebaut. Nun holperten die Lok- und Wagenräder mit ihren Flanschen über die auf den Schwellen
nachgebildeten Schienenbefestigungen. Bei langsamer Fahrt blieben die Loks gar stehen.
Sprurkranz nach NEM 311.1
Im Internet gab es verschiedene Stellen, die mir bei der Lösung des Problems halfen. Die Morop Norm
NEM 311 beschreibt die Normprofile für Modellbahnräder. Diese Normen findet man bei der
MOROP und beim
MIBA-Verlag auf der Website. Mit dieser
Information gerüstet habe ich mich an die Drehbank gesetzt und alle Räder auf das Profil nach NEM 311.1
(niedriger Spurkranz) abgedreht. Das beinhaltete zunächst das Abdrehen der Räder auf eine
einheitliche Breite von ca. 2,8 mm (Es gab Räder zwischen 3,5 und 2,5 mm breite). Einige
Räder mussten mangels Masse gar neu gefertigt werden. Hierfür verwendete ich wieder Edelstahl.
Folge des Umbaus sind Probleme beim Befahren der alten Fleischmann Weichen, die natürlich für die
überdimensionalen Flansche ausgelegt sind.
Gebäude aus Polystyrol
Entlang der Rheinischen Nordbahn gibt es noch 2 fast identische Stellwerke mit
einem Oberbau im Fachwerkstil. Im Bahnhof Neanderthal steht das kleinere und niedrigere Exemplar, in
Dornap-Hahnenfurth das größere und höhere. Der gemauerte Unterbau besteht aus recht grob behauenen
Natursteinquadern, die ab einer Höhe von ca. 1 m. in verputztes Ziegelmauerwerk übergehen. Fenster- und
Tür-Stürze sind im gleichen Stil aus Natursteinquadern. Vor nicht allzu langer Zeit wurden die (mechanischen)
Stellwerke entkernt, die Formsignalanlagen abgerissen und der "Schrott" ziemlich lieblos entsorgt.
Im Stellwerk Neanderthal und im minderem Maße auch in Dornap haben Vandalen ziemlich derbe
Demolierungen hinterlassen und die Fensterscheiben restlos eingeschlagen.
Mich reizte es, die Atmosphäre
dieser alten Technik einzufangen und im Modell festzuhalten. Dieser Plan nahm im Sommer 2001
festere Formen an und ich fing an, das Stellwerk anhand von Fotos zu vermessen und zu zeichnen.
Ursprünglich wollte ich Papier und Pappe als Baumaterial nehmen. Als ich dann im Eisenbahn-Kurier sah,
dass man mit Polystyrol-Platten in verschiedenen Stärken sehr genau und realistisch bauen kann,
besorgte ich mir dieses Material. Der EK-Vorschlag, das Material mit einem Bastelmesser zu
schneiden, habe ich befolgt. Der Nachteil dieser Methode ist, dass das Messer, wie scharf es auch ist,
Material verdrängt, das nach dem Schneiden als unschöner Wulst an den Schnittkanten übersteht.
Das erfordert Schleifen und Feilen und darunter leidet wieder die erzielbare Passgenauigkeit. Meine
Überlegung geht also dahin, für weitere Arbeiten in Polystyrol eine Papierschlagschere
einzusetzen. Damit sollte es möglich sein, ohne Aufwand exakt rechtwinkelig und parallel die Hauptelemente
eines Modells zu schneiden. Fenster- und Türausschnitte werden wohl weiter mit einem Messer ausgeschnitten
und mit der Feile nachbearbeitet.
Die Zeichnung habe ich im Maßstab 1:100 angefertigt, weil mein Zeichenprogramm (Windows Draw) das Zeichnen im Maßstab 1:87 nicht unterstützt. Das bedeutete beim späteren Bau des Modells, dass ich ständig einen Taschenrechner benötigte, um auf den Maßstab 1:87 hochzurechnen.
Meine Zeichnung (kein Bauplan!) kann nachstehend als PDF-Dokument abgerufen werden.


Jahrelang lag der Bauplan für den Bahnhof "in der Schublade". Die ursprüngliche Idee, die
Einzelteile, wie beim Stellwerk, aus Polystyrol zu schneiden und zu verleimen, wurde mangels Zeit nie in die
Tat umgesetzt. Erst als ich mir 2020 nach dem Fund eines vergessenen Sparbuchs einen 3D-Drucker/Laser zugelegt
hatte, schien mir das Projekt realisierbar. Das Programm "Windows Draw", mit dem ich die Zeichnung mal gemacht
hatte, kriegte ich unter Windows 10 nicht ans Laufen. Die .drw Dateien aus diesem Programm ließen sich mit
keinem mir bekannten Programm noch öffnen. Also blieb mir nur, die Grafiken aus dem PDF Dokument nach
Inkscape zu importieren. Aus der daraus resultierenden .SVG Datei konnte ich, immer noch mit erheblichen
Aufwand, die erforderlichen G-Code Dateien für den Laser und die 3D-Modelle für die Strukturen im Erdgeschoss
generieren. Letztendlich entstand der Bahnhof in gemischter Bauweise aus PLA (Wände und Strukturen) und
Bristol-Karton Architektur-Karton) für das Fachwerk, das Dach sowie für die Türen und Fenster. Mit dem Ergebnis
bin ich sehr zufrieden, aber das Ganze ist für ein "älteres" Gebäude zu exakt. Kein Wunder, die Programme
wurden numerisch exakt erstellt und die Maschine macht keine Fehler, wie sie bei manueller Fertigung
normalerweise auftreten. Es sind insgeamt über 100 2D und 3D G-Code Programmdateien entstanden, die auf der
Maschine ausgeführt wurden.

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