Ein (Fre-)Modul entsteht
Im
Eisenbahn-Magazin 2/2000 wurde zu einem H0-Modulbauwettbewerb aufgerufen. Man wollte versuchen,
aus möglichst vielen Modulen auf der Euromodell in Bremen eine Modulanlage zusammenzustellen. In
Zusammenarbeit mit Breidenbach, dem Messeveranstalter aus Bremen, dem Freundeskreis
Europäischer Modellbahner, Fremo,
Völkner / Conrad Electronic und der Firma Noch hoffte
das Eisenbahn Magazin, eine ausreichende Anzahl Modellbahner für die Teilnahme begeistern zu können. Es
standen 4 Kategorien für die Teilnahme zur Auswahl. Das gerade Modul, das Anschlussgleis, der Haltepunkt
und das Bogenmodul (Kategorien G, A, H und B). Ich entschied mich für das gerade Modul und schickte
eine entsprechende Handskizze an den Alba
Verlag. Für das Thema meines Moduls stand eine kleine Brücke über die
Angertalbahn
Pate.

Die Firma Conrad hatte sich bereit erklärt, im Zuge der Produkteinführung dieser Modulkästen, jedem Teilnehmer einen solchen Baukasten zu spendieren. Angesichts dieser Tatsache fiel mir die Entscheidung, am Wettbewerb teilzunehmen nicht mehr schwer. Im Juni wurde der Conrad Modulkasten geliefert. Da ich gerade ein Paar Tage Urlaub hatte, suchte ich mir einen sonnigen Tag heraus, um draußen auf der Terrasse den Kasten zusammenzuschrauben. Die Teile aus Buchensperrholz sind äußerst genau gefräst und absolut maßhaltig und verwindungsfrei. Nachdem ich die nachstehende Aufnahme gemacht hatte, wanderte das Modul mit der losen Schiene auf der losen Korkbettung wieder in den Keller und wurde den ganzen Sommer über nicht mehr angefasst.

Erst wieder im Herbst, als der Ausstellungstermin in Bremen näher kam, wurde
ich wieder aktiv. Ich bastelte aus Sperrholz und Pappe eine Maßstabsgetreue Brücke. Die Maße nahm
ich vom Foto des Originals. Der tragende Bogen des Originals war aus Backstein und der Rest der Brücke
aus Kalkstein. Als ich das fertige Modell auf das Modul stellte, war für die geplanten Wege kein Platz
mehr. Die Proportionen, obwohl Maßstabsgerecht, stimmten irgendwie nicht. Die Brücke war
einfach zu klobig für das relativ kleine Modul. Ein Modul kann eben nur eine sehr kleine Fläche im
Maßstab 1:87 abbilden (90 x 50 cm entspricht im Maßstab 1:1 ca. 78 x 43 m).
Stellprobe mit der ersten Brücke So baute ich am gleichen Tag noch
eine neue, jetzt wesentlich kleinere und niedrigere Brücke, die am Trassenbrett
befestigt werden konnte. Einziges Kriterium beim Bau war die Einhaltung des Lichtraumprofils
nach NEM. Das Roco-Line Flexgleis wurde nun provisorisch (mit Stecknadeln) auf einer
aufgeklebten Faller Korkbettung befestigt. Wichtig beim Modul sind die übergänge.
Hier werden die Schienen auf Messingschrauben gelötet, damit sie nicht bei der kleinsten mechanischen
Belastung ausbrechen oder verbiegen. Die elektrischen Verbindungen der Schienen mit den roten
und blauen Buchsen werden nun vorgenommen. Mit einer Probefahrt wird die Richtigkeit der Verbindungen
überprüft. Erst wenn das alles ok ist, kann das Gleis eingefärbt werden. Die Schienen werden Rostfarben
patiniert, die Schwellen sind einfach nur dreckig und da, wo die Schienen und die Kleineisen sich befinden,
ebenfalls etwas vom Rost der Schienen gefärbt. Wenn alles trocken ist, kann eingeschottert werden. Ich
habe sehr hellen grauen Granitschotter von Heki genommen, den allerdings mit einer rostfarbenen
/ schmutzigen Weißleimlösung verklebt, so dass der Schotter nicht so neu und frisch aussieht.
Der Grasbewuchs wird aufgeklebt Die
Landschaft wurde mit Fliegengitter, Heißkleber, Weißleim und Küchenpapier grob
vorgestaltet. Am meisten Arbeit machten die vielen Bäume, die den Eindruck des
Landschaftseinschnitts im Original prägen. Der Urwaldcharakter, der das Angertal an
dieser Stelle kennzeichnet, konnte ich auf das Modul leider nicht übertragen; man hätte
vor lauter Bäume die Schienen nicht mehr sehen können. Der Bewuchs, also Bäume und Sträucher, besteht
aus verlöteten Messingdrahtrohlingen, die mit dicker brauner Farbe und Heki-Flor in verschiedenen
Grüntönen gestaltet wurden. Bodenflock und Grasfaser gestalten die Hänge und Wiesen. Der Weg wurde zunächst
mit ausgesiebtem Schotter gestaltet (feinste Körnung), konnte jedoch optisch nicht befriedigen. Das ganze
wurde deswegen noch mal mit Weißleim eingekleistert und mit einer trockenen Mischung aus Graphit,
Modelliermasse (ockerfarben) und Rotband überdeckt.
Probefahrt im Keller mit einem Roco
VT98 Schienenbus Das ergab den Eindruck von Erde, Asche und Schotter, wie es für solche
ungeteerten Wege richtig ist. Viele weitere Details, wie Zäune, Efeu, Telegrafenmasten,
Figuren und Kilometersteine vervollständigten das Modell. Zwei Wochen vor der Messe war
ich mit den Arbeiten fertig und hatte sogar eine Transportkiste aus 10 mm Sperrholz gebastelt, in
der das Modul nach Bremen transportiert werden sollte. Endlich und überhaupt zum ersten mal hatte
ich eine Modellbahn fertig und vollkommen durchgestaltet, auch wenn es nur ein Modul war.
Die Ausstellung Euromodell in Bremen fand vom 24. - 26.11.2000 statt. Wir fuhren
am 26.11 hin, um zu sehen, wie 60 Module von 60 unterschiedlichen Modellbauern zusammenpassen
würden. Wir waren angenehm überrascht als wir den Aufbau sahen. Die Übergänge passten unauffällig zusammen
und das Ganze sah sehr harmonisch aus. Auch von den Fremo Mitgliedern, die die Anlage betreuten
und bespielten, hörte man wenig Negatives. Es hätte ein Paar kalte Lötstellen gegeben, aber
sonst hätte alles gepasst. Fremo hatte selbst ein Paar Signalmodule,einige Bogenmodule und den
Unterwegsbahnhof "Carstorf" gestellt. Der Alba-Verlag hatte seinen Kopfbahnhof
"Klütz
" installiert und am anderen Ende der Strecke fand sich ein
nicht ausgestalteter Fiddle Yard (Abstell- bzw. Umstellbahnhof). Leider gab es nicht sehr viel Fahrbetrieb
auf dem Ensemble.

Die gesamte EM-Leseranlage wurde digital betrieben. Für das Publikum versteckt stand irgendwo eine IntelliBox von Uhlenbrock. Die FREDs (FRemos Einfacher Drehregler) konnten an beliebiger Stelle mit dem LocoNet Netzwerk verbunden werden. Die Fremo-Betreuer begleiteten die spärlichen Züge mit dem FRED in der Hand, wobei sie den Fred immer wieder umstöpselten, um in der Nähe des Zuges zu bleiben. Die Firma Uhlenbrock als Sponsor der Digitaltechnik hatte gleich neben dem EM-Stand in direkter Nähe der Leseranlage einen eigenen kleinen Messestand aufgebaut.

Die Uhr im Hintergrund zeigt die Modellzeit an.



© 2000 - 2021 Gerard Clemens letzter Update 22.05.2021