Die Fichtelbergbahn

Ein bebildeter Bericht aus dem Sommer 1997


Dass es mitten in Europa am Ende des 20. Jahrhunderts 100-jährige dampfbetriebene Eisenbahnen gibt, klingt eigentlich genauso unglaubwürdig wie die Behauptung, es gäbe Dinosaurier in einem Freizeitpark in Amerika. Die (gutgemachten) fiktiven Dinosaurier gibt es aber nur im Kino, die quicklebendigen Dampfeisenbahnen gibt es dagegen wirklich und zwar im Osten der Republik. Dieser Reisebericht will einige Eindrücke vermitteln, die wir im Sommer 1997 bei einem Aufenthalt im Erzgebirge sammeln konnten.


Lok 99 749-4 im Bahnhof Oberwiesenthal
Lok 99 749-4 im Bahnhof Oberwiesenthal

Von Cranzahl nach Oberwiesenthal führte unsere Wanderung am 27.8.1997. Die klei­ne Bimmelbahn hatte uns am frühen Morgen von Oberwiesenthal nach Cranzahl ge­bracht. Den Rückweg nach Oberwiesenthal hatten wir als Tageswanderung ge­plant. Der ausgeschilderte "Erlebnispfad Bimmelbahn" versprach eine interessante Bahn-Wan­de­rung. Auf dem Bahnsteig in Cranzahl beobachteten wir den Betrieb. Mit dem Dampf­zug wurde fleißig rangiert. Der Regionalzug nach Chemnitz war gerade eingefahren und die Schmalspurbahn nach Oberwiesenthal stand mittlerweile zischend und dampfend am ge­gen­überliegenden Bahnsteig. Wir machten uns auf dem Weg in Richtung Neudorf, um die Ausfahrt der Bimmelbahn am Fußgängerüberweg nicht zu verpassen. Der Bahnübergang über das Normalspurgleis nach Chemnitz und dem Schmalspurgleis nach Neudorf wurde von einem Drehkreuz gesichert. Ein liebenswertes Relikt aus alten Zeiten. Laut bimmelnd näherte sich der Zug, gezogen von der 099 750-2 und legte sich in die Kurve, um sich von dem bis dahin parallel laufenden Normalspurgleis zu trennen. Der lauter werdende Auspuffschlag verriet den Anfang der Steigung. Auch wir mussten bergan und hatten bald einen sehr schönen Ausblick auf dem Ort Cranzahl mit seinem Bahnhof, seiner Himmel­fahrtskirche, dem Fabrikschornstein und der Eisenbahnbrücke. In der entge­gengesetzten Blickrichtung war am Horizont die flache Kontur des Fichtelberg bereits zu sehen, noch sehr weit aber dennoch dem Ziel der Wanderung sehr nahe. Es ging an der Talsperre Cranzahl vorbei, etwas entfernt von der Bahnstrecke. Dennoch war sie immer nah, da irgendwo unten im Grünen im Tal der "Sehma" hörten wir immer wieder die Dampfpfeife der Schmal­spurloks. Nach geraumer Zeit erreichten wir den Bahnhof Unterneudorf. Der Bahnhof ist sehr spartanisch mit einem braun gefärbten Holzgebäude ausgerüstet. An der Wand sind ein Fernsprecher-Schild, ein Fahrplan und ein Bahnhofsschild befestigt. Während wir den Fahrplan studieren, kündigt ein entferntes Donnern den nahenden Zug an. Sobald die Lok den Bahnhof erreicht, wird der Regler geschlossen und das Donnern des Auspuffs hört auf. Der Zug kommt zum stehen. Wir beschließen, bis zur nächsten Haltestelle mit diesem Zug zu fahren, damit wir den Zeitverlust durch den Umweg an der Talsperre Cranzahl ausgleichen. Außer uns steigen keine weiteren Passagiere zu.


Blick auf die Stadt Cranzahl
Blick auf die Stadt Cranzahl (27.8.1997)

DB 099 750-2 in
DB 099 750-2 in (27.8.1997)

DB 099 749-4 auf dem Weg nach Oberwiesental bei Hammerunterwiesenthal / Bärenlohe
DB 099 749-4 auf dem Weg nach Oberwiesental bei Hammerunterwiesenthal / Bärenlohe (27.8.1997)

DB 099 749-4 mit Personenzug bei Hammerunterwiesenthal
DB 099 749-4 mit Personenzug bei Hammerunterwiesenthal (27.8.1997)

DB 099 750-2 im Bahnhof Cranzahl
DB 099 750-2 im Bahnhof Cranzahl (26.8.1997)

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