Angerbachtal
Eine (Bahn-)Wanderung durch das Angerbachtal beginnt in Ratingen Tiefenbroich an der
Eisenbahnstrecke (Güterstrecke) von Düsseldorf Rath nach Duisburg Entenfang. Hier am Abzweig Tiefenbroich
zweigt von Norden kommend die Bahn in das Angertal
515 615-1 auf
Y-Schwellen am Stellwerk
Abzweig Anger im Angertal (18.9.93) nach Osten ab.
Vom früheren Gleisdreieck, d.h. von der Verbindung Ratingen Westbahnhof in das Angertal, kann man heute
kaum noch etwas erkennen; dieser südliche Zweig wurde 1983 zurückgebaut. Später wurde die Trasse zum
Rad-/Wanderweg umgestaltet. Zunächst kommen wir am privat bewohnten Stellwerk "Abzweig Anger" vorbei,
wo beide Zweige zusammenkamen. Wir sind noch immer auf der Nordseite der Bahn und gehen weiter
am Waldrand über einen nicht befestigten Weg. Auf der Südseite der Bahn liegt das Industriemuseum
"Cromford". Nach einigen Hundert Metern erreichen wir die Mülheimer Straße. Hier auf dem
Bahnübergang am Freizeitpark "Blauer See" wechseln wir auf die Südseite und nehmen die Teichstraße
bis zur nächsten T-Kreuzung. Unser Weg geht hier Links wieder mal über die Bahn. Wir blicken hier in den
einzigen und sehr kurzen Tunnel
der Angertalbahn mit der die
S-Bahn-Strecke nach Essen-Kettwig unterfahren wird. Ein steiler Weg führt uns zum Bahnübergang
der S-Bahn. Wir gehen den Hölender Weg, den wir nach 300m nach rechts verlassen, um über einen
schmalen Fußweg zur "Auermühle" zu gelangen. Unten im Tal erkennen wir die Papierfabrik "Bagel",
die unter Denkmalschutz steht. Die
Auermühle
ist ein Ausflugslokal, das vor kurzem restauriert wurde. Das
Wasserrad ist noch vorhanden aber leider völlig verwahrlost.
An dem Lokal gehen wir rechts. Links von uns hinter dem Geländer liegt der
Mühlenteich und vor uns der Bahnübergang. Er ist nur mit Blinklichtern gesichert; also aufgepasst!
Die asphaltierte Straße führt in einigen Kurven nach oben in die Stadt Ratingen. In der ersten,
unteren Kurve verlassen wir die Fahrstraße und nehmen links den Fuß- /Radweg nach Mettmann, den wir
bis zur Gabelung folgen. Hier am Seitental nehmen wir den linken Weg.
215 037-3 kreuzt den Bahnübergang an der Auermühle. Feb 76
Links von uns sind Wiesen, rechts der bewaldete Hang. Am Hintergrundlärm merkt man, dass die
Autobahn (A3) nicht mehr weit ist und mit etwas Glück kommt just in diesem Moment ein Kalkzug
mit einer gelb-roten Lokomotive der Hafenbahn Duisburg vorbei. Früher war
das Tal die Domäne der Duisburger (Wedauer) 50-er Dampflokomotiven. Später traf man dort die Baureihen 215
und 216. Einige Zeit wurden hier auch die Baureihen 220 und 221 aus dem BW Gelsenkirchen Bismarck
"abgefahren".
Links oben auf dem Berg sehen wir einen Hof, "Gräfgenstein" genannt, der strategisch
wie eine Burg das Angertal überblickt. Nach einer kurzen Weile kommen wir an einem - nur mit
Andreaskreuzen gesicherten - Bahnübergang, den wir links liegen lassen.
Unser Weg macht eine Biegung nach rechts und bald sehen wir den imposanten
Viadukt der Autobahn A3. Bei der Verbreiterung dieser Autobahn auf 6 Spuren hat man zum Glück
die alte Bausubstanz des Viaduktes erhalten und lediglich eine neue, breitere Betonfahrbahn auf
die alten gemauerten Bogen gelegt. Das Rauschen der Autos und das Klappern der Reifen auf den Fugen
im Belag werden lauter und werden uns nun einige Zeit begleiten.
216 006-7 unter dem A3-Viadukt
Langsam wird der Weg steiler und führt uns zum südlichsten Bogen der Brücke. Der alte abenteuerliche
"Wanderweg", direkt am Ufer der Anger, der zum Teil das Klettern über Felsen erforderlich
machte, ist dem neuen breiten, fahrradtauglichen Wanderweg "oben herum" gewichen.
Unter dem Brückenbogen ist der Boden staubig und dürr. Die breite Fahrbahn über uns wirkt wie ein Dach
und hält Regen und Schnee und natürlich auch das Tageslicht ab. Sofort nach dem Unterqueren des Viaduktes
geht der Wanderweg wieder runter und führt uns durch einigen Kurven zum Ausflugslokal "Müschenau". Eine
schattige Terrasse lädt zum Verweilen ein. Für diejenigen, die an Umkehren denken, ist hier der richtige
Punkt. Von hier führt ein weiterer Weg durch den nördlichsten Bogen des Viaduktes zum Bahnübergang
am Gräfgenstein und am nördlichen Angerufer zur Auermühle und Ratingen zurück.
Wenn wir nun gestärkt unsere Wanderung fortsetzen, gehen wir wieder die paar Meter zurück zum Wanderweg. Ab Müschenau ist der Weg "asphaltiert" oder besser, er war es mal! Links von uns ist eine ovale Wiese an deren nördlichen Rand wir die Bahnstrecke ausmachen. Am Ende der Wiese treffen wir auf die Bahn, die hier durch einen Felseneinschnitt geführt wird. Radfahrer und Wanderer gehen parallel am Einschnitt oben über den Felsenvorsprung. Als wir auf der anderen Seite wieder herunter kommen, treffen wir auf den Fahrweg von Homburg-Meiersberg nach Hösel. Wir gehen geradeaus weiter und links durch die Unterführung und über die Angerbrücke. Am Wanderparkplatz geht es wieder rechts auf den Fußweg, bzw. Radweg nach Mettmann.
Nun kommt ein waldreicher Abschnitt auf dem nördlichen Ufer der Anger. Die
Bahnstrecke liegt auf dem Südufer und durch das dichte Grün kann man die Züge nur akustisch
wahrnehmen. Der Weg ist gut gepflegt und wir kommen schnell voran. Steigungen gibt es keine
nennenswerte mehr. Eine kleine Brücke in einer Kurve führt über einen Seitenbach der Anger. Alte
Buchen prägen das Tal an dieser Stelle und spenden Schatten. Nach ca. 2 km erreichen wir den
Anfang einer Fahrstraße. Hier besteht wieder die Möglichkeit, auf der südlichen Seite des
Tals den Rückweg anzutreten. Wer Lust hat, macht einen kurzen Abstecher rechts zum Bahnübergang,
wo man gar nicht lange auf einen
Kalkzug
warten muss. Wir bleiben aber auf dem kombinierten
Rad/Fußweg im Tal - weiter Richtung Mettmann / Heiligenhaus - und kommen bald an einem Klärwerk
vorbei. Erneut passieren wir eine Brücke und eine Unterführung und befinden uns nun auf der Südseite
der Bahnstrecke. An den Gabelungen halten wir links und kommen an einem Reiterhof vorbei.
Kurz danach stehen wir an der Hauptdurchgangsstraße von Mettmann nach Heiligenhaus.
Hier gehen wir links und finden in der Kurve Hinweise auf den Bahnhof "Hofermühle" 1).
Die Eisenbahninteressierten machen natürlich einen kurzen Abstecher dorthin und fotografieren einen
der vielen Kalkzüge mit den bunten Loks der Duisburger Hafenbahn. Der
Bahnhof
ist besetzt und verfügt über Flügelsignale. Der einst
rege Betrieb, wie er auf dem Foto noch zu sehen ist, gehört nun nach der Stilllegung der Strecke
Wülfrath - Heiligenhaus der Vergangenheit an. Es werden keine Züge mehr abgestellt und die
nicht mehr benutzen Gleise verkrauten. Eine stattliche Bogenbrücke am östlichen Bahnhofskopf
führt die Kreisstraße über das Gleis der Angerbachtalbahn. Über die Brücke führt uns auch unser
Wanderweg. Nach der Brücke geht es nach ca. 100 m die erste Straße rechts steil den Berg rauf.
Hier fängt nun der offenere, weniger waldreiche Teil des Angertales an. Große Bauernhöfe, Wiesen
und Äcker prägen hier die leicht hügelige Landschaft. Die Bahn bleibt unser Leitfaden. Bald
stehen wir an einem Bahnübergang und ein Blick nach rechts zeigt eine Straßenbrücke über
das Gleis, davor das Einfahrsignal des Bahnhofes Hofermühle. Signal 2) und Brücke sind
und waren bei den zahlreichen Sonderfahrten der letzten Jahre immer ein gern fotografiertes
Motiv.
1) Heute sind alle Gleise bis auf das Hauptdurchgangsgleis abgebaut. Die Signalanlagen sind verschwunden
und die Natur erobert die brach liegenden Stellen schon wieder zurück. Das Bahnhofsgebäude ist privat
bewohnt und nicht mehr zugänglich.
2) Auch dieses Signal ist bei der Aufhebung des Bahnhofes Hofermühle verschwunden.
515 616-1unter der famosen Fotobrücke
im Angerbachtal
Sobald wir das richtige Bild im Kasten haben, geht es über den Bahnübergang
weiter. Links geht es nun durch wiesen an Höfen vorbei. Eine kleine landwirtschaftlich genutzte
Backsteinbrücke zur Linken erlaubt einen Blick auf das völlig verkrautete Gleis unten im Einschnitt.
Das Gleis liegt hier im Bogen und wird wohl mit Gleisprofilen gegen seitliches Verschieben
verankert. Die aus der Gleismitte herausragenden Profilstücke erinnern an Märklin Punktkontakte.
Zum Fotografieren sind die Kontraste hier zu groß, aber die Landschaft und die Art wie die Bahn in diese
Landschaft eingefügt wurde, lässt Modellbahnerherzen höher schlagen. Einige Hundert Meter weiter
wechseln wir mal wieder auf die Nordseite des Schienenstrangs. Hier am Bahnübergang ist ein anderer
reizvoller Fotostandpunkt. Durch die offene Landschaft fällt das licht von allen Seiten schön auf
unser Bahnmotiv. Die bunten Loks mit ihren Ganzzügen machen sich gut vor grünen Wiesen und blauem Himmel.
Die Fahrstraße führt weiter nach Osten an einem Reiterhof vorbei. Am Abzweig des Radweges gehen wir
geradeaus weiter in Richtung Heiligenhaus. Die Strecke nach Mettmann, die an einem sehr alten Gehöft
vorbei über die Höhen nach Obschwarzbach führt, lassen wir rechts liegen. Nach wenigen Hundert Meter
biegt unsere Straße nach Norden ab und es gibt eine Steigung zu bewältigen. Oben auf der T-Kreuzung
angekommen, genießen wir den Blick nach Süden über das Tal und gehen weiter nach rechts in Richtung
Flandersbach. Es geht wieder runter und wir erreichen eine kleine Siedlung an einer Art Kreisverkehr
mit Bushaltestelle. Die Straße rechts geht zum Bahnhof Flandersbach. Hier in Flandersbach ist die
216 033-1 und 044 379-6 im
Bahnhof Flandersbach
Fahrdienstleitung der Angerbachtalbahn ansässig und können Zugkreuzungen durchgeführt werden.
Die Ladestraße wird nicht mehr genutzt. Nachdem wir uns den Betrieb in Flandersbach angesehen haben,
geht es zurück zum Kreisverkehr, wo wir die Straße rechts in Richtung Wülfrath-Rohdenhaus nehmen. Die
Straße ist breit und wird - außer vom Linienbus - kaum befahren. Auf der rechten Seite liegt die kleine
Siedlung "Vogelsmühle". Von hier führt ein schmaler Weg zur Siedlung Zwingenberg auf der Anhöhe jenseits
der Bahn. Vom Fußweg "Zur Krakau" auf der Südseite des Bahnübergangs gibt es einen schönen
Blick auf die Strecke.
Der Bahnübergang mit den Andreaskreuzen, die Warnleuchten, das Signal und das Telefonhäuschen
bilden ein reizvolles
Fotomotiv
. Nachdem wir einen Zug abgepasst haben, gehen wir zurück
auf die Hauptstrasse. Noch ist die Landschaft sehr naturnah aber bald erreichen wir die die Industriesiedlung
Rohdenhaus, wo die Kalkwerke den Eindruck bestimmen. Wir unterqueren die Kreisstrasse von
Velbert nach Mettmann. Auf der rechten Seite sehen wird schon den Verladebahnhof Rohdenhaus.
In früheren Zeiten waren die Dächer der Häuser manchmal mit einer dichten weißen Staubschicht überzogen
und machte die Siedlung einen weniger freundlichen Eindruck als heute. Von der Straßenbrücke aus, die wir
kurz zuvor unterquert haben, gibt es den unten gezeigten Ausblick über die Kalkverladung, wo die
Lokomotiven der DB, der Kalkwerke und der Hafenbahn Duisburg sich ständig ablösen.
Weiter geht es an der Siedlung Rohdenhaus vorbei in Richtung Wülfrath. Auf der rechten Seite erstrecken sich die Kalkwerke, auf der linken Seite sehen wir eine typische Arbeitersiedlung. Nach ca. 1 km unterqueren wir die Angertalbahn, die hier auf einem gemauerten Bogenviadukt die Straße quert. Nach weiteren 20 m geht es links den Berg hoch. An der Gabelung mit dem Schlagbaum gehen wir weiter gerade aus und an der Schule links. Wir folgen der Straße, die einen Bogen links und anschließen einen Bogen rechts macht und stehen gleich wieder an einem Bahnübergang der Angertalbahn. Von hier sehen wir den Bahnhof Wülfrath. Es sind vom Bahnhof nur noch die Gleisanlagen und ein Stellwerk erhalten, das Bahnhofsgebäude ist längst verschwunden. Einst gab es hier Verbindungen nach Vohwinkel, Essen und Ratingen. Nach der Stillegung der Stecke nach Vohwinkel und später auch der zur Stichbahn verkommenen Niederbergstrecke nach Heiligenhaus, wurde Wülfrath zum Sackbahnhof.
Bei Aprath mündete die Bahn in die Hauptstrecke zwischen Essen-Kupferdreh und Wuppertal-Vohwinkel. Die Gleise sind längst verschwunden, das Schotterbett verrät die ursprüngliche Lage.
Dieser Bericht gibt den Zustand der Bahn von vor 2013 wieder.
©1998 - 2021 Gerard Clemens letzter Update 22.05.2021